Hallo zusammen
Ich bin nicht der grosse Technik-Freak, aber wenn es um die Fehlersuche geht, sollte man die Dinge beim Namen nennen können.
In jedem BMW Forum kommt irgendwann der CanBus an die Kasse, er ist an allem Schuld, grundsätzlich und generell !
In den meisten Fällen ist das aber nicht so, nicht im Geringsten.
Um vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, hab ich hier einen Bericht kopiert, den der Moderator Handi des BMW-Bike-Forums vor Lichtjahren mal geschrieben hat, aber der nachwie vor sehr gut beschreibt, was der CanBus macht und vorallem, was nicht.
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Quelle: Handi, BMW-Bike Forum
Nachdem hier bei irgendwelchen Bastel-Aktionen, Reparaturen usw. immer
wieder vom "CAN-Bus" die Rede ist, möchte ich an dieser Stelle mal
klarstellen, was der CAN-Bus ist und welche Rolle er bei der Elektrik
der neuen BMWs spielt (nämlich keine).
Der CAN-Bus (Controller Area Network) dient ausschließlich dem Datenaustausch (nicht der Stromversorgung!).
Und zwar nur zwischen den einzelnen Steuergeräten:
- Motor-Elektronik (BMS-K)
- ABS-Steuergerät
- Instrumentenkombi
- ZFE (Zentrale FahrzeugElektronik)
"Datenaustausch"
heißt, daß wie bei Computern auch Informationen ausgetauscht werden.
Wenn das ABS-Steuergerät z.B. ein durchdrehendes Hinterrad erkennt
(ASC), dann meldet es das über ein Computerprotokoll an die
Motorsteuerung, die dann ihrerseits Zündung und Einspritzung abschaltet,
bis das ABS-Steuergerät zurückmeldet, daß alles wieder in Ordnung ist.
Ebenso meldet z.B. die ZFE per CAN-Bus an die Instrumentenkombi, wenn
meinetwegen das Rücklicht durchgebrannt ist. Die Instrumentenkombi weiß
dann, daß sie die Anzeige des defekten Rücklichts aktivieren muß. Und so
weiter.
Wie wir sehen, hat das alles mit der normalen Elektrik
(Beleuchtung usw.), vor allem mit der Stromversorgung der einzelnen
Verbraucher gar nichts zu tun. Die spielt sich nämlich auf einer ganz
anderen Ebene fern vom CAN-Bus ab. Das, was landläufig als CAN-Bus
bezeichnet wird, ist das sog. "Single Wire"-System samt der ZFE. Mit der
konnten die Kabelbäume nämlich wesentlich vereinfacht werden.
Beispiel:
vor dem Single-Wire-Zeitalter ging z.B. eine Plus-Leitung zum
Blinkerschalter am Lenker und von da gingen dann mindestens 2 Strippen
wieder zurück (für links und rechts), die sich dann zurück am Rahmen
auch noch in vorne und hinten aufteilten. Genug Möglichkeiten also für
irgendwelche Kabelbrüche und sonstige Defekte. Mit dem
Single-Wire-System sieht es nun so aus, daß der Blinkerschalter der ZFE
nur noch über einen kurzen Stromstoß mitteilt, daß der Fahrer entweder
links oder rechts blinken möchte. Die ZFE versorgt dann anschließend
ihrerseits die Blinker ganz herkömmlich mit "Strom". Es hat also - im
Gegensatz zu "richtigen" Bussystemen (s.u.) - immer noch jeder
Verbraucher (Blinker, Hupe, Scheinwerfer, Rücklicht usw.) seine eigene
Stromversorgungsleitung.
Allerdings überwacht die ZFE auch die
einzelnen Stromkreise auf evtl. Kurzschlüsse und schaltet die dann ab
(also eine elektronische Sicherung anstelle der bekannten
Schmelzsicherungen). Diese Überwachung kann dann zu Problemen führen,
wenn nicht der eigentlich vorgesehene Strom "abgezapft" wird.
Bekanntestes Beispiel sind die LED-Blinker, die eben viel weniger Strom
verbraten als herkömmliche Glühbirnen. Da meint die ZFE dann, daß der
Blinker defekt ist. Allerdings ist die ZFE wesentlich toleranter als oft
vermutet. So beschwert sie sich z.B. nicht, wenn man statt der
55W-Scheinwerferbirne eine mit 100W anschließt.
Die
Überwachungsfunktion der ZFE ist es auch, die die Fehlersuche oft
erschwert. Nämlich deshalb, weil sie gesamte Stromkreise komplett
abschaltet und man mit herkömmlichen Methoden den Defekt nicht mehr so
einfach eingrenzen kann. Die ZFE prüft das Stromnetz auch bei jedem
Einschalten der Zündung und wenn ein Defekt weiterhin vorliegt, dann
wird der betreffende Stromkreis sofort wieder deaktiviert.
Also:
der "böse" CAN-Bus ist gar nicht böse, weil er für die ganzen Probleme
gar nichts kann. Er hat mit all dem nämlich nichts, aber auch gar nichts
zu tun. Es würde also Sinn machen, von der ZFE anstatt vom CAN-Bus zu
sprechen.
Noch was zu Bus-Systemen allgemein. Es gibt im
Automobilbau schon seit langem Überlegungen, für die Verbraucher im
Fahrzeug ein Bus-System einzuführen. Das würde dann so aussehen, daß
z.B. für die Beleuchtung über alle 4 Ecken eines Autos ringförmig eine einzige Stromleitung (Plus und Minus) läuft,
an der alle Verbraucher gleichzeitig angeschlossen sind. Allerdings hat dann jeder Verbraucher einen eigenen
Empfängerbaustein, über den ihm über ein aufmoduliertes Signal
mitgeteilt wird, wann er sich einschalten soll. Das würde zwar die
Verkabelung radikal vereinfachen, setzt aber elektronische Bauteile bei
jedem einzelnen Verbraucher voraus. Vermutlich gibt's noch ein paar
andere Gründe, dieses Konzept nicht umzusetzen.
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Und wer noch nicht genug hat, hier das ganze nochmal mit paar Bildern, dafür aber in englisch
http://www.bmwra.org/otl/canbus/
So genug klug-ge
Gruss
gerry